Vorwort: Herausfordernde Zeiten
Der Philosoph Alain de Botton bezeichnet die architektonische Planung in all ihren Facetten und Fachrichtungen als ein Glückversprechen, nämlich das Versprechen, immer wieder aufs Neue den gewünschten idealtypischen Zustand für die jeweils individuelle Lebenssituation herzustellen. Diesem Grundsatz sind wir Architektinnen, Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplaner nach wie vor verpflichtet, und gleichzeitig spüren wir deutlich, wie sehr die aktuellen gesellschaftspolitischen Megatrends an der Durchsetzung dieses Ideals nagen. Zwar scheint die Pandemie beherrschbar, doch die Sorge um den Erhalt unseres Planeten holt die damit einhergehende gefühlte Befreiung unmittelbar ein. Und der Menschen verachtende Angriffskrieg auf die Ukraine führt uns in bislang nicht gekannter Grausamkeit vor Augen, wie zerbrechlich geglaubtes Vertrauen in Sicherheit, Frieden und Verfügbarkeit mit allem, was wir uns wünschen, ist.
Unser Beruf und unsere Berufung war und ist es, die Welt zu gestalten, aber die Rahmenbedingungen hierfür haben sich in den vergangenen 12 Monaten radikal verändert. Materialengpässe, Fachkräftemangel, Störung der Lieferketten und eine allgemeine gesellschaftliche Verunsicherung prägten auch deutlich unsere berufspolitische Arbeit in der BAKBAK Bundesarchitektenkammer. Unsere Vorschläge zu einer flächen- und ressourcensparenden Umbaukultur haben konsequenterweise sehr viel mehr Aufmerksamkeit erfahren und werden beispielsweise im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum aufgenommen. Das Große Medienecho zum Neuen Europäischen Bauhaus bis hin zur internationalen Konferenz der päpstlichen Akademie der Wissenshaften mit dem Titel „Reconstructing the Future“, u.a. mit EUEU Europäische Union-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundesbauministerin Klara Geywitz halfen, unsere Botschaften an eine breite Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Und gleichzeitig geht es im Gegenzug natürlich immer darum, uns auch unsere Tätigkeit erfolgreich und wirkungsvoll ausüben zu lassen, heißt, dem Preisdumping mit einer novellierten HOAIHOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure entgegenzuwirken, das Vergaberecht qualitätsorientiert zu gestalten oder auch die Normenflut angemessen einzudämmen. Hier gehen wir beispielsweise mit Überlegungen zu einem Gebäudetyp E neue Wege.
Zu diesen und vielen anderen Aktivitäten der BAK finden Sie nachfolgend prägnante Berichte, anschauliche Grafiken und illustrierende Bilder. Auch die berufspolitische Arbeit – ob intern oder extern – ist natürlich nach wie vor von der Pandemie geprägt, und so sehr Videokonferenzen Zeit, Kosten und CO2 sparend wirken, so sehr wird doch immer wieder deutlich, wie wichtig der persönliche Austausch in Präsenz ist. Reine Informationsvermittlung, gezielte Abstimmungen zu gut vorbereiteten Themen und konkrete Absprachen lassen sich sicherlich auch gut über Distanz bewältigen. Aber es sind doch gerade für uns Architektinnen aller Fachrichtungen insbesondere die kreativen Prozesse, die spontan und ungeplant im persönlichen Diskurs entstehen und zur weiterführenden Meinungsbildung oder Entwicklung einer Haltung unerlässlich sind.
Wir danken allen ehren- und hauptamtlich Engagierten in der BKV, dem Vorstand, dem Präsidium und allen Gremien für die wieder überaus erfolgreich Zusammenarbeit im Berichtszeitraum, wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns immer über Ihre Rückmeldungen.
Ihre Andrea Gebhard, Präsidentin und Dr. Tillman Prinz, Bundesgeschäftsführer der Bundesarchitektenkammer