Die Gründe sind vielfältig, doch die Ungleichheit bleibt
In allen Architekturfachrichtungen steigt in den jüngeren Jahrgängen der Anteil der Frauen. Der Beruf wird weiblicher.
Doch Chancengleichheit bleibt eine Baustelle. Aktuelle Gehaltsstudien der Bundesarchitektenkammer machen deutlich, dass Architektinnen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind.
Nach wie vor zeigen sich zudem Gehaltsunterschiede zwischen Architektinnen und Architekten auch bei vergleichbarem Berufsumfeld und vergleichbarer Position im Unternehmen.
Sonderauswertung „Geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede bei angestellten Kammermitgliedern
Die aktuellen Gender Pay Gap Analyse der BAKBAK Bundesarchitektenkammer zu „geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede bei angestellten Kammermitgliedern“ zeigt, dass systematische Gehaltsunterschiede zwischen Architektinnen und Architekten bestehen. Als Datenbasis diente die bundesweite Strukturbefragung aller Kammermitglieder der Länder im Jahr 2024. Die Gehaltsvergleiche basieren auf den Angaben von 11.500 Personen zu ihren Gehältern im Jahr 2023. Die Studie baut auf den Vorgängeranalysen der Jahre 2022 und 2020 auf.
Die tiefgehende statistische Analyse zeigt, dass es am Arbeitsmarkt für Architektinnen und Architekten auch dann eine Gehaltslücke gibt, wenn sich Frauen und Männer in lohnrelevanten Merkmalen wie Arbeitsumfang, Berufserfahrung, Größe und Art des Arbeitgebers sowie Position im Unternehmen nicht unterscheiden. Zwar erweist sich diese sog. bereinigte Gehaltslücke als deutlich geringer, als sie bei einem bloßen Blick auf die Jahresgehälter erscheint und liegt etwa auf dem Niveau, das branchenübergreifend in der Verdienststrukturerhebung auch vom Statistischen Bundesamt errechnet wurde.
In der aktualisierten Analyse zeigt sich, dass der unbereinigte Gender Pay Gap bezogen auf die Jahresgehälter in Architekturberufen bei 26% liegt. Möglicherweise spielt hier ein Grund, dass Frauen aufgrund häufigerer Teilzeitbeschäftigung seltener in gut bezahlte Führungspositionen kommen als Männer. Bezieht man den Gender Pay Gap auf Gehälter pro Stunde und vergleicht möglichst gleiche Positionen, d.h. mit identischer Berufserfahrung, bei gleichen Arbeitgebern und vergleichbaren Hierarchiestufen, so beträgt dieser sog. bereinigte Gender Pay Gap immer noch 6,8%. Der bereinigte Gender Pay Gap ist in den vergangenen 2 Jahren leider leicht gestiegen, liegt aber unter dem Wert von 2020. Ursächlich für die leicht steigende Gehaltslücke in Planungsbüros ist vor allem der Umstand, dass die Teilgruppen mit höheren Gehaltslücken (leitende Positionen, Beschäftigte in größeren Büros) insgesamt an Bedeutung gewinnen, was zu einem leichten Anstieg der durchschnittlichen Gehaltslücke führt.
Besonderes Augenmerk verdient in Zukunft zudem die Frage, weshalb angestellte Architektinnen überdurchschnittlich häufig immer dort anzutreffen sind, wo die im Vergleich geringeren Stundenlöhne gezahlt werden, in kleineren Büros und seltener in Führungspositionen.