Es ist absehbar, dass KIKI Künstliche Intelligenz-Anwendungen in den meisten Phasen des Planungsprozesses umfassende Verwendung finden und zunehmend in den Arbeitsalltag Einzug halten werden. Erste Form- und Raumstudien können bereits heute innerhalb weniger Minuten durch gezielte textbasierte „Prompts“ in leistungsstarken KI-Bildgeneratoren entworfen werden. Daten- und bildorientierte Anwendungen werden auch weiterhin im Vordergrund stehen. Hierzu zählen sowohl Gebäudevisualisierungen als auch die Zusammenstellung von Informationen, um beispielsweise die Vorteile und Eigenschaften einer nachhaltigen Planung abzuleiten (Bauteile, Simulationen, Klimawirksamkeit, etc.). Fotorealistische Bilder und in Echtzeit umgesetzte Bewegtbilder werden sicher noch früher im iterativen Arbeitsprozess relevant werden.
Des Weiteren werden durch KI Verknüpfungen von komplexen Daten und Informationen schon in den ersten Planungsansätzen praktikabel. Das bedeutet, dass im künftigen Planungsprozess bereits sehr früh ein permanentes Front-Loading von unterschiedlichen Details, Normen und anderen Anforderungen möglich wird. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um komplexe Entscheidungen möglichst früh und möglichst richtig fällen zu können.
Hierfür wird es nicht ausreichend sein, ausschließlich Software und Prozessabläufe zu beherrschen. Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen zu stellen und die ausgegebenen Antworten verantwortungsvoll zu bewerten, wird weiterhin eine der zentralen Kompetenzen von Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen im Entwurfsprozess sein. Es gilt, sich kritisch mit den eingespeisten Daten und den daraus generierten Ergebnissen und Lösungen auseinanderzusetzen, um zuverlässige Resultate zu gewinnen.
Möglicherweise wird sich durch diese früh und unmittelbar verfügbaren Informationen ein Wandel dessen einstellen, was wir unter „Entwerfen“ verstehen. Der Einfluss digitaler Technologien auf die Planung nimmt zu und dies ist angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen und des großen Potentials von KI-Anwendungen etwa in Bezug auf das nachhaltige Bauen grundsätzlich zu begrüßen.
Es ist davon auszugehen, dass Architektinnen und Stadtplaner nicht von KI abgelöst werden. Architektonische Praxis basiert in ihren wesentlichsten Aspekten auf menschlichen Fähigkeiten, die über eine reine Datenanalyse hinausgehen und von Maschinen nicht geleistet werden können. Dazu gehören u.a.: den kulturellen und historischen Kontext eines Bauprojektes zu erfassen und im Entwurf zu verarbeiten; kreative und innovative Lösungen zu entwickeln, die spezifisch und empathisch auf die Wünsche und Anforderungen von Auftraggeberinnen und Bauherren eingehen; mit diplomatischem Geschick zwischen Unternehmen, Behörden, Kundinnen und Projektbeteiligten zu vermitteln; mit menschlichem Verstand ethische Standards einzuhalten und einer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen sowie kreativ und flexibel unvorhergesehene Probleme im Projektablauf zu lösen.
KI-Anwendungen können insofern immer nur Werkzeuge sein. Eine Beteiligung von Planenden an den Entwicklungen von KI-gestützten Tools unter Beachtung berufsethischer und -politischer Leitziele ist erforderlich.