12.4.2023: Der Bedarf an Baurechtsspezialistinnen und -spezialisten im öffentlichen Dienst und der Bauverwaltung wird immer größer, denn im Rahmen der Maßnahmen für mehr Klima- und Umweltschutz ist baufachliches Wissen und Bewusstsein für mehr Baukultur in den Verwaltungen unerlässlich. Gleichzeitig gehen die Zahlen der Baureferendariate bundesweit im Trend zurück oder bleiben in einigen Teilbereichen bestenfalls konstant. Dass der Fachkräftemangel längst in den Verwaltungen angekommen ist, bestätigt das aktuelle Positionspapier, erarbeitet vom Ausschuss Angestellte und Beamte der Bundesarchitektenkammer (BAKBAK Bundesarchitektenkammer).
Eine zentrale Problematik liegt in den Kompetenzdefiziten vieler Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung für Baurechtsfragen und Verwaltungsaufgaben, z. B. bei Vergabeverfahren.
Der aktuelle Mangel an Architektinnen und Planern mit Baurechts- und Verwaltungskenntnissen für den Einsatz im öffentlichen Dienst und den Bauverwaltungen wird dadurch verstärkt, dass die Existenz dieses Ausbildungswegs für den Führungsnachwuchs in der öffentlichen Verwaltung (Technisches Referendariat in den Fachrichtungen Architektur, Stadtbauwesen, Städtebau sowie Landespflege) oftmals schlicht unbekannt ist oder trotz exzellenter Karriereperspektiven als nicht attraktiv eingeschätzt wird.
Als Grund führt das Positionspapier auf, dass das Referendariat als Karrierebestandteil in den letzten Jahren für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber angesichts der guten Bürokonjunktur an Attraktivität verloren hat. Außerdem verlassen zu viele gut ausgebildete Bauassessorinnen und Bauassessoren der Fachrichtung Architektur und Städtebau nach dem zweijährigen technischen Referendariat den öffentlichen Dienst, um wieder einer Beschäftigung in der Privatwirtschaft nachzugehen.
Einig sind sich daher die Architektenkammern der Länder mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Oberprüfungsamt, dass die Zahl der technischen Referendariate ausgeweitet werden sollte. Nicht zuletzt muss mit einer Kommunikationsoffensive darauf reagiert werden, dass das Baureferendariat bei Studierenden und Nachwuchskräften vielfach zu unbekannt ist. Viele Bewerberinnen und Bewerber erfahren nämlich nur durch Zufall von einer Karriere in der Verwaltung.
Das Positionspapier macht für eine Verbesserung der Situation und zur Steigerung der Zahl und der Attraktivität der Baureferendariate konkrete Vorschläge:
- Stellenoffensive für Fachkräfte in planerischen Berufen für den öffentlichen Dienst und rechtzeitige systematische Personalplanung
- Überprüfung und Aktualisierung der Zulassungsbedingungen zum Referendariat und ggf. Senkung der Eintrittshürden
- Die Ausbildung von Nachwuchsführungskräften für den öffentlichen Dienst und die Bauverwaltung muss noch breiter angelegt werden. Ein Referendariat für Landschaftsarchitekten („Landespflege-Referendariat“) sollte in allen Bundesländern eingeführt werden.
- Bund, Länder und Kommunen müssen in einer gemeinsamen Kommunikationskampagne/-Initiative für mehr Sichtbarkeit der Ausbildung Bauassessor / Bauassessorin an Hochschulen und Universitäten sorgen.
- Die Technischen Referendariate können durch angemessenere Vergütung, vielseitige Curricula, Flexibilität in der Arbeitszeit, flexible Dauer des Referendariats je nach Vorkenntnissen sowie Übernahmezusagen in den Ausbildungsstätten erheblich an Attraktivität gewinnen.
- Erleichterung des Prüfungsaufwands bei Referendarinnen und Referendare sowie Prüfenden: Die Administration der Prüfungen durch das Oberprüfungsamt muss erleichtert werden, damit die Auszubildenden durch vereinheitlichte Prüfungsordnungen der Länder mehr Chancen erhalten.