17. Regionalkonferenz am 25.5.2023 mit den Architektenkammern Bremen und Niedersachsen: „Inklusiv gestalten im Quartier“
Die inklusive Gestaltung von Stadtraum und Wohnungen leistet einen bedeutenden Beitrag zur eigenständigen Lebensführung von Menschen mit Behinderungen und älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, hat daher gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer sowie den Architektenkammern Bremen und Niedersachsen zur Regionalkonferenz „Inklusiv gestalten im Quartier – Ideen und gute Beispiele aus Architektur und Stadtplanung“ eingeladen. Schwerpunktthema der Konferenz war die Auswirkung von Barrierefreiheit auf die Quartiersentwicklung.
„Barrierefreiheit ist ein Qualitätsmerkmal für ein gutes Quartier. Sie ist auch Voraussetzung für eine vielfältige und starke Nachbarschaft“, so Jürgen Dusel. „Dazu gehört auch, dass Menschen, unabhängig von Behinderung und Alter, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.“
„Lebenswerte Quartiere fördern das soziale Miteinander und stärken den Zusammenhalt, daher ist ihre inklusive Gestaltung unerlässlich – dies ermöglicht gleichberechtigte Teilhabe und stellt einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft dar“ stellt BAKBAK Bundesarchitektenkammer-Vizepräsident Martin Müller fest. „Mit der heutigen Regionalkonferenz wird beispielhaft aufgezeigt, wie über das Gebäude hinaus auch im Quartier durch Planungsexpertise die richtigen Rahmenbedingungen für ein gutes Miteinander in unserer vielfältigen Gesellschaft gesetzt werden können.“
„Insbesondere wenn wir über die Weiterentwicklung des Gebäudebestands sprechen, stoßen wir schnell an technische und auch wirtschaftliche Grenzen. Wenn wir Teilhabe aber über den einzelnen Bauantrag, über das einzelne Haus hinausdenken und das Quartier in den Fokus nehmen, dann eröffnen sich für uns Planende ganz neue Möglichkeiten. Genau das wollen wir mit dieser Regionalkonferenz deutlich machen und in großer Runde diskutieren“, so Oliver Platz, Präsident der Architektenkammer Bremen.
Die Regionalkonferenz stellte mit Impulsvorträgen, Präsentationen gelungener Projekte aus Bremen und Niedersachsen sowie in Gesprächsrunden vor, wie interdisziplinäre und intelligente Planungsansätze aussehen können. Die von der ZDF-Journalistin Katrin Müller-Hohenstein moderierte Veranstaltung im Bremer KWADRAT richtete sich an Architektinnen und Architekten, an Stadtplanerinnen und Stadtplaner, an die Interessenvertretung der Menschen mit Behinderungen, aber auch an Auftraggeber aus Kommunen und der Wohnungswirtschaft sowie an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Konferenz war mit 120 Teilnehmenden komplett ausgebucht. Im Anschluss an das Fachprogramm klang die Veranstaltung bei Getränken und intensiven Netzwerkgesprächen aus.
Die nächste Regionalkonferenz „Inklusiv gestalten – Ideen und gute Beispiele aus Architektur und Stadtplanung“ findet am 2.11.2023 in Erfurt statt.
Alle Akteure der Regionalkonferenz „Inklusiv gestalten im Quartier – Ideen und gute Beispiele aus Architektur und Stadtplanung“, die am 25.5.2023 in Bremen stattfand. V.li.n.re:
Christoph Theiling, Landschaftsarchitekt; Maja Fischer-Benzenberg, Stadtplanerin; Corinna Bühring, Architektin; Juri Getke, Architekt; Katrin Müller-Hohenstein, Moderation; Dr. Susanne Schmitt, vdw Bremen/Niedersachsen; Sieghard Lückehe, Architekt; Arne Frankenstein, Landesbehindertenbeauftragter Bremen; Oliver Platz, Architekt und Präsident Architektenkammer Bremen; Meike Austermann-Frenz, Beratungsstelle kom.fort; Ulrike Brilling, Architektin, Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen; Rudolf Knoll, Architekt, Architektenkammer Niedersachsen; Sonja Griebenow, Landschaftsarchitektin; Frank Heilmann, Geschäftsführer Forum Ohe-Höfe; Martin Müller, Innenarchitekt, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer. Auf dem Foto fehlt Prof. Dr. Iris Reuther, Senatsbaudirektorin bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau.
Foto: Michael Bahlo
16. Regionalkonferenz am 18.4.2023 mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen: „Inklusiv gestalten – Barrierefreiheit und Denkmalschutz“
Das Spannungsfeld von Barrierefreiheit und Denkmalschutz war zentrales Thema der 16. Regionalkonferenz „Inklusiv gestalten“, die in Essen am 18.04.2023 stattfand. Dazu hatte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer und der Architektenkammern Nordrhein-Westfalen geladen. „Denkmäler weiterzuentwickeln und dabei auf barrierefreie Gestaltung zu achten, ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial gutes Investment“ betonte Ernst Uhing, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Etwa 1,5% der Bauwerke in Nordrhein-Westfalen stehen unter Denkmalschutz. Der Bundesbehindertenbeauftragte Dusel weist darauf hin, dass Barrierefreiheit eine tiefe soziale Dimension habe. In der von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention sei in Artikel 30 die Teilhabe am kulturellen Leben verankert, was auch Denkmäler umfasse. Barrierefreiheit setze Wissen und Können voraus – es brauche die Expertise und Lösungen von klugen Menschen – er vertraue daher auf die Architektinnen und Architekten und Ingenieurinnen und Ingenieure aller Fachrichtungen.
„Wir haben nichts von einem Denkmal, was nicht gut genutzt werden kann“ bekräftigte die Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke im Eröffnungstalk. Das Bauen im Denkmal zumeist Einzelfallentscheidungen seien, erläuterte Landeskonservator Dr. Holger Mertens in seinem Impulsvortrag „Eingriffe sollten zu geringen optischen Beeinträchtigungen führen und reversibel sein. Lösungen sollten dauerhaft und nachhaltig sein.“ Die Architekt Isabella Bailly, die sich nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren mit der Denkmalpflege befasst, gab einen Überblick über Gesetze und Verordnungen zum Thema und mahnte an, frühzeitig miteinander ins Gespräch zu kommen, die Bereitschaft für Kompromisse sowie ein gegenseitiges Verständnis für andere Sichtweisen aufzubringen. Für den Denkmalschutz sei eine gründliche Bestandsaufnahme und Dokumentation durch den Planer, sowie die frühzeitige Einbindung der Denkmalschutzbehörden die beste Voraussetzung, um zu gut abgestimmten Ergebnissen zu kommen.
Durch die beiden Impulsvorträge und anhand der zwei Best-Practice-Beispiele wurde anschaulich gezeigt, wie durch Wissen und Kreativität seitens der Architekten und Planer für Barrierefreiheit und Denkmalschutz oftmals gute Lösungen gefunden werden können, die einen Mehrwert für alle – auch Menschen ohne Behinderungen – darstellen. Für die Konferenz interessierten sich rund 250 Architektinnen und Architekten. Die Veranstaltung wurde wieder von ZDF-Sportjournalistin Katrin Müller-Hohenstein moderiert.
15. Regionalkonferenz am 12.9.2022 mit den Architektenkammern Berlin und Brandenburg
Die Regionalkonferenzen zur Inklusion werden bis Frühjahr 2024 fortgesetzt – zum Auftakt lud der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer und den Architektenkammern Berlin und Brandenburg ins „Futurium“ in Berlin am 12.9. Bundesbauministerin Geywitz war bei einer Architekturführung im Vorfeld dabei und begrüßte anschließend die Teilnehmer der Konferenz, die endlich wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden konnte. Sie warb für Sensibilität für Menschen mit Einschränkungen – insbesondere die Planenden sollten die Sicht anderer Menschen berücksichtigen. Die Bundesbauministerin wies darauf hin, dass derzeit lediglich 1 Mio. Sozialwohnungen noch existierten und dringend mehr gebaut werden müsste, bei denen barrierefreies Bauen zu berücksichtigen sei. Die Regierung werde für den Sozialwohnungsbau 14,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2026 zur Verfügung stellen.
Auch Jürgen Dusel stellte fest, dass bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum in Deutschland Mangelware sei und dringend benötigt würde. Barrierefreiheit sei ein Qualitätsstandard und er forderte, dass sozialer Wohnungsbau grundsätzlich barrierefrei sein müsse. Schwerpunkt der Regionalkonferenz war die Auswirkungen von Barrierefreiheit auf die Baukosten. Um zu diskutieren, ob barrierefreies Bauen im Vergleich zum konventionellen Bauen zu Mehrkosten führe, wurde eine Studie von TERRAGON und DStGB von 2017 herangezogen, die zu dem Ergebnis kam, dass Barrierefreiheit nur gut 1 Prozent der Gesamtbaukosten ausmache, sofern eine intelligente Planung erfolge. Dusel forderte daher, dass Neubau grundsätzlich barrierefrei sein sollte und dies müsse auch verbindlich vorgegeben werden. Hilfreich für die Planer sind dabei die Beratungsstellen für Barrierefreies Bauen, die sich dem Publikum präsentieren. Wie Barrierefreiheit gut gelingen kann, wurde anhand der vier „Best-Practice-Beispiele“ aus der Praxis beleuchtet. Die ausgebuchte Veranstaltung wurde wieder von ZDF-Sportjournalistin Katrin Müller-Hohenstein moderiert.