Das technische Referendariat bietet eine Zusatzqualifizierung für Hochschulabsolventen technischer, natur- und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge und bereitet sie damit u.a. auf die Übernahme leitender Funktionen in der öffentlichen Verwaltung aber auch der privaten Wirtschaft vor.
Das zweijährige technische Referendariat ist das Traineeprogramm der staatlichen Hochbauverwaltungen für den ehemals höheren technischen Verwaltungsdienst. Ziel ist es, die Referendare als Führungskräfte für den Öffentlichen Dienst zu qualifizieren und sie auf verantwortungsvolle Leitungsfunktionen in einer technischen Verwaltung praxisgerecht vorzubereiten. Es handelt sich somit um eine praxisbezogene Managementbefähigung mit abschließendem Staatsexamen.
Bewerbung, Einstellung und Vergütung erfolgen durch die Mitgliedsverwaltungen. Die Einstellung erfolgt als Beamter auf Widerruf und Ernennung als Referendar.
Neben dem Baureferendariat verspicht auch die Inspektorenlaufbahn bei Bund, Ländern und Kommunen einen interessanten Karriereweg, der sich für Bachelorabsolventen eignet. Mehr Informationen dazu finden Sie unten auf dieser Webseite.
Die Gesellschaft braucht Führungskräfte, die die Technik beherrschen sowie Recht anwenden und an dessen Gestaltung mitwirken. (…) Mit dem technischen Referendariat und dem Abschluss der Großen Staatsprüfung/des Staatsexamens werden die Absolventinnen und Absolventen der technischen Hochschulstudiengänge diesen zukunftsorientierten Anforderungen gerecht.
Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Das Baureferendariat war für mich eine hervorragende Ergänzung zum Studium und hat den Grundstein für meine Karriere bei der Staatsbauverwaltung gelegt. Durch die Referendarausbildung und die daran anknüpfende Fortbildung konnte ich meine Management- und Führungskompetenzen entwickeln und vertiefen. Insgesamt empfinde ich das Baureferendariat als eine Bereicherung zur erfolgreichen Ausübung unseres Berufes.
Evelin Lux, Vizepräsidentin der Bundesarchitektenkammer und Leiterin des Referates für Bildungs-, Kompetenz-, Gesundheitsmanagement im Bayer. Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Weitere Erfahrungsberichte ehemaliger Referendare
Fragen zum Baureferendariat
- Was ist das Baureferendariat?
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Das technische Referendariat bereitet Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen auf anspruchsvolle und abwechslungsreiche Führungsaufgaben in den öffentlichen Bauverwaltungen vor. Das zweijährige technische Referendariat ist das Traineeprogramm der staatlichen Hochbauverwaltungen für den höheren technischen Verwaltungsdienst. Es ist eine Aufbauqualifizierung bzw. wie ein zweiter Master im Bereich Verwaltung anzusehen, der darauf vorbereitet, später Leitungsfunktionen zu übernehmen.
In Abhängigkeit von der gewählten Fachrichtung (Architektur, Stadtbauwesen, Städtebau und Landespflege) sind Behörden auf kommunaler, Landes- und/ oder Bundesebene in die Ausbildung zum technischen Referendariat eingebunden.
Ziel ist es, die Referendare als Führungskräfte für den Öffentlichen Dienst zu qualifizieren und sie auf verantwortungsvolle Leitungsfunktionen in einer technischen Verwaltung praxisgerecht vorzubereiten.
- Welche Vorteile hat der Ausbildungsgang für Referendarinnen und Referendare?
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Viele Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung haben im Studium nach eigenen Aussagen wenig mitbekommen von Baurechtsfragen und Verwaltungsaufgaben, z.B. bei Vergabeverfahren, von Managementfähigkeiten und Führungsmethoden. Hier setzt das technische Referendariat an und bietet eine praxisbezogene Managementbefähigung.
Die zukünftigen Tätigkeitsfelder von Baureferendaren sind zum Beispiel Planungen und Entwicklungen im Hochbau, in der Stadtplanung und dem Städtebau, das Vorbereiten und Mitwirken bei fachpolitischen Entscheidungsprozessen oder die Wahrnehmung leitender Positionen in Politik, Verwaltung und privaten Unternehmen.
Ein abgeschlossenes technisches Referendariat bietet exzellente Entwicklungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven in Führungs- und Leitungsfunktionen in der Bauverwaltung. Neben den ausgezeichneten Karrierechancen punktet der Landesdienst mit sehr guter Work-Life-Balance und angenehmem Betriebsklima in einem Umfeld, in dem Teamwork großgeschrieben wird.
- Warum sollte die öffentliche Bauverwaltung mehr Referendariatsplätze anbieten?
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Der Bedarf an ausgebildeten Baurechtsspezialistinnen und -spezialisten im öffentlichen Dienst und der Bauverwaltung ist steigend, denn im öffentlichen Bau und im Rahmen von Maßnahmen für mehr Klima- und Umweltschutz ist baufachliches Wissen, Bewusstsein für mehr Baukultur und Wissen über die verwaltungsseitigen Abläufe in den Verwaltungen unerlässlich. Seit einigen Jahren besteht ein Mangel an Architekten und Planern mit Baurechts- und Verwaltungskenntnissen für den Einsatz im öffentlichen Dienst und den Bauverwaltungen – der Fachkräftemangel ist längst in den Verwaltungen angekommen. Gleichzeitig sind die Zahlen der Baureferendariate bundesweit zu niedrig, um die sich auftuende Personallücke zu schließen. Im Trend sind bundesweit die Referendarszahlen bestenfalls konstant. Das technische Referendariat ist aber für die Bauverwaltung der ideale Weg, sich qualifizierte Fachleute mit Führungspotenzial heranzuziehen.
Einig sind sich daher die Architektenkammern mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte und Gemeindebund und dem Oberprüfungsamt, dass die Zahl der technischen Referendariate ausgeweitet werden sollte.
- Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen für ein Baureferendariat?
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Voraussetzungen für die Zulassung zum technischen Referendariat sind eine abgeschlossene Diplom-Hauptprüfung oder Masterprüfung an einer Universität, technischen Hochschule oder einer als gleichwertig anerkannten wissenschaftlichen Hochschule, idealerweise auch einige Jahre erste Berufserfahrung und gute Hochschulnoten (mind. Note 2 oder 3 oder besser). Je nach Laufbahnzweig (Architektur, Stadtbauwesen, Städtebau) wird ein Studiengang der Architektur, Raumplanung/Städtebau, Bauingenieurwesen oder Vertiefungs-/Aufbaustudium Städtebau im Rahmen eines Architektur-, Bauingenieur-, Vermessungswesen oder Landespflegestudiums vorausgesetzt.
- Wie lange dauert ein Baureferendariat und wie wird es vergütet?
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Das Referendariat dauert in der Regel 2 Jahre. In einigen Bundesländern wie z.B. Bayern, Hessen, Niedersachsen und Thüringen kann das Referendariat nach Prüfung des konkreten Einzelfalls um 6 Monate verkürzt werden. In Thüringen besteht die Möglichkeit, beim Vorliegen einer gleichwertigen hauptberuflichen Tätigkeit das Referendariat auf 1 Jahr zu verkürzen.
Während des technischen Referendariats erhalten Referendare „Anwärterbezüge“, die je nach Familienstand und Einstellungsbehörde differieren. Bei der Vergütung gibt es zwischen den Bundesländern durchaus Unterschiede. Sie reicht von 1.570 € brutto bis zu 2.719 € brutto im Monat.
- Wie läuft ein Referendariat genau ab und was sind die Inhalte?
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Auf Basis der an einer wissenschaftlichen Hochschule erworbenen Kenntnisse werden Kompetenzen in Führung und Organisation, Bau- und Verwaltungsrecht sowie Verwaltungshandeln interdisziplinär vermittelt.
Hierfür ist eine praktische Mitarbeit in diversen Dienststellen der Verwaltung vorgesehen. Anhand von konkreten Aufgaben lernen die Referendare und Referendarinnen Verwaltungs- und Arbeitsabläufe sowie die Organisation und Funktion einer Verwaltung kennen und lernen viel auch über die interne Organisation, Arbeitsinhalte und Arbeitsweise von weiteren Dienststellen.
Aufbauend auf ihren Studieninhalten erlernen die Referendare z.B. Managementmethoden, relevante Rechtsgrundlagen und die anspruchsvollen Anforderungen einer modernen Bau- und Immobilienverwaltung. In diversen Lehrgängen und Seminaren werden umfassende Inhalte aus den Fachgebieten Verwaltung, Ausschreibungen, (öffentliches Bau-)Recht, Führung, Planung, Betrieb und Finanzwesen vermittelt und mit den aus der Praxis erworbenen Kenntnisse verzahnt.
Durch fachübergreifende Seminare werden u.a. die Themen Projektentwicklung und Personalführung vermittelt. Im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften finden in regelmäßigen Abständen Besichtigungen und Vorträge statt, um die Referendare systematisch mit vielseitigen Praxisbeispielen auf Ihre spätere Tätigkeit vorzubereiten. Das Baureferendariat schließt mit der Großen Staatsprüfung vor dem Oberprüfungsamt ab.
Die Ausbildungsinhalte für das technische Referendariat sind geregelt in Teil 3 der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für das technische Referendariat (sog. „Blaues Heft“): https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/Z/OPA/Blaues_Heft_okt_2013.html?nn=12830
- Wie geht es nach dem Referendariat weiter und wie sind die Berufsaussichten?
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Mit bestandener großer Staatsprüfung besteht die Möglichkeit, sich im gesamten Bundesgebiet um die Einstellung in den öffentlichen Dienst im Beamtenverhältnis (höherer technischer Verwaltungsdienst) oder im Angestelltenverhältnis zu bewerben bzw. aufgrund der zusätzlichen Qualifikationen für eine herausgehobene Position in der privaten Wirtschaft. Die meisten Bundesländer garantieren nach erfolgreicher Prüfung die Übernahme in den Landesdienst und Ernennung zum Baurat.
Für Absolventen des technischen Referendariats im Bereich Architektur, Stadtbauwesen, Städtebau und Landespflege ergibt sich aufgrund ihrer thematischen Bandbreite ein vielfältiges und abwechslungsreiches Aufgabenspektrum in unterschiedlichsten öffentlichen, halböffentlichen und privaten Institutionen. Die Berufsaussichten sind exzellent: Im letzten Absolventenjahrgang hatten alle Prüfungsteilnehmer bereits vor Abschluss ausnahmslose eine Arbeitsplatzzusage.Häufig werden Assessoren nach Abschluss des Referendariats in der Besoldungsgruppe A13 eingestellt, dann aber schnell zu A14 befördert
- Wo kann ich mich über offene Stellen informieren und bewerben?
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Aktuelle Stellenhinweis für Baureferendariatsplätze: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/Z/OPA/technisches-referendariat_und_foren.html
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: https://www.bbr.bund.de/BBR/DE/karriere/einstieg/vorbereitungsdienst/_node.html
Baden-Württemberg: https://mlw.baden-wuerttemberg.de/de/service/bauministerium-als-arbeitgeber/staedtebaureferendariat
Bayern: https://www.ich-bau-bayern.de/bewerben/beamtenlaufbahn/index.html
https://stadt.muenchen.de/infos/stadtplanung-baureferendariat.html
Berlin: https://www.berlin.de/sen/sbw/service/karriere/technisches-referendariat/
Brandenburg: https://blb.brandenburg.de/blb/de/karriere/referendariat/
Hamburg: https://www.hamburg.de/bsw/nach-dem-studium/
https://www.hamburg.de/bsw/einstieg-zum-mitbauen/9965382/faq-einstellungsvoraussetzungen/
https://www.hamburg.de/bsw/einstieg-zum-mitbauen/9976504/laufbahnzweig-staedtebau/
Hessen: https://rp-darmstadt.hessen.de/ueber-uns/karriere/ausbildung/referendariat-staedtebau
Mecklenburg-Vorpommern: https://www.sbl-mv.de/technisches-referendariat-in-der-staatlichen-bau-und-liegenschaftsverwaltung-mecklenburg-vorpommerns+2400+1024956
https://www.landesrecht-mv.de/bsmv/document/jlr-TechRefLbGr2E2APOMVrahmen/part/R
Niedersachsen: https://www.nlbl.niedersachsen.de/stellenangebote/nlbl/
Nordrhein-Westfalen: https://karriere.blb.nrw.de/karrierewege/ihr-einstieg-im-baureferendariat/
https://www.bra.nrw.de/kommunalaufsicht-planung-verkehr/stadtentwicklung/staedtebaureferendariat
Rheinland-Pfalz: https://fm.rlp.de/fileadmin/04/Ministerium/Karriere/Wir_bilden_aus/Information_Staedtebau_Stand_01.07.2021.pdf
https://lbb.rlp.de/de/karriere/technisches-referendariat/
https://www.saarland.de/DE/portale/karriere/arbeitgeber/mibs/mibs_node.html
Sachsen-Anhalt: https://blsa.sachsen-anhalt.de/karriere/absolvent/hoeherer-dienst/page
Schleswig-Holstein: https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesportal/karriere/referendariat_trainee/regierungsbauref_landespflege/regierungsbauref_landespflege_node.html
Thüringen:
Ausbildungsangebot Referendariat soll wieder aufgenommen werden
Kontakt über das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
https://infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de/
Wo bekomme ich weitere Informationen?
Die BAKBAK Bundesarchitektenkammer hat 2023 ein ausführliches Positionspapier zum Baureferendariat erarbeitet. Hierin findet sich viel Informatives und Wissenswertes über das Referendariat, inkl. der Absolventenzahlen, der Ausbildungsinhalte der verschiedenen Fachrichtungen, der Karrierechancen und vielem mehr.
Nützliche Links und Materialien:
Bauinspektorenlaufbahn
Eine weitere mögliche Zusatzqualifikation, insbesondere für Bachelorabsolventen, ist die Inspektorenlaufbahn bei Bund, Ländern und Kommunen. Eine beispielhafte Auswahl von Internetseiten aus Kommunen und Bundesländern mit entsprechenden Informationen finden sich auf den nachfolgenden verlinkten Seiten .
„Der einjährige Vorbereitungsdienst für angehende Bauinspektoren der Fachrichtung Technische Dienste – Architektur setzt sich aus verschiedenen Stationen in planungs- und baurelevanten Einrichtungen des staatlichen Baumanagements und der begleitenden Vermittlung von theoretischen Hintergrundwissen in den Bereichen Verwaltung, Baumanagement, Vergabe- und Vertragsrecht sowie Wirtschaftlichkeit zusammen und bereitet somit auf die künftige Aufgabe vor.“
Bauinspektoren Architektur Land Niedersachsen: https://karriere.niedersachsen.de/berufsinformationen/berufsvorbereitung-nach-studium/bauoberinspektor-anwaerterin-anwaerter-architektur-m-w-d.html
Bauinspektoren Architektur Stadt Hagen: https://www.hagen.de/web/de/fachbereiche/fb_karriere/fb_karriere_05/fb_karriere_0502/bauoberinspektor_anwaerter_in.html
Bauinspektoren Landespflege Niedersachsen: https://www.nlwkn.niedersachsen.de/karriere+ausbildung/infos_fur_referendare_und_bauoberinspektoren_anwarter/informationen-fuer-referendarinnen-und-referendare-sowie-fuer-bauoberinspektorinnen-anwaerterinnen-und-anwaerter-151544.html
https://www.umwelt.uni-hannover.de/fileadmin/institut/pdf/Vortrag_Schneider.pdf
Bauinspektoren Stadtplanung Stadt Duisburg: https://duisburg.de/microsites/karriere/neu/dir-4/bauoberinspektoranwaerter-in-raumplanung-amt-61.php